Hi, habe ich schon erzählt, daß ich mal ne Woche beim Bund war? Aber erstmal vorweg muß ich loswerden wie bescheuert es beim Bund ist, und wenn ich hätte da bleiben sollen, hätte ich garantiert im nachhinein verweigert, egal mit welchen Konsequenzen. Da wird man in der Grundausbildung nur hin und her gehetzt (Grundlos), möglichst schnell alle Befehle ausüben, OHNE dabei den Verstand einzuschalten! Meiner Meinung nach ist das ein viel zu großer Einschnitt in die Persönlichkeit. Jetzt werden alle, die da waren, sagen: Ja, die Grundausbildung ist hart, aber danach gammelt man eher zu viel als man möchte. Trotzdem behaupte ich, das man ganz schön Bund-geschädigt wird. Denn dieser Phsycho-Terror der auf einen ausgeübt wird kann NICHT ohne Folgen bleiben. Da brauche ich mich nur mal in meinem Bekanntenkreis umzuschauen: Die, die beim Bund waren, rauchen, trinken oder sind sogar deprimiert wenn sie zurückkommen. Die, die nicht beim Bund waren, haben ihren alten natürlichen Humor noch behalten und haben mit ihrer Person viel weniger Probleme. So brauchen diese auf Feste nicht unbedingt etwas Alkohol um sich aufzulockern und fröhlich zu sein. Aber zurück zu mir: Es begann damit das ich mich in meiner Realschulzeit für die Sportart Judo entschied. Und wie es halt so kommen mußte, sind mir dann im 9.Schuljahr dabei beide Kreuzbänder hinter der linken Kniescheibe gerissen. Der Grund dafür war übrigens sehr typisch: nicht genug aufgewärmt. (Glaube ich) Da mich nun niemand als Idiot ansehen soll, will ich kurz noch sagen, daß ich dachte ich wäre noch warm, weil ich nämlich kurz vorher noch in einer anderen Halle Judo gemacht hatte. Aber vorsichtshalber hatte ich trotzdem noch kurz Aufwärmtraining gemacht. Anscheinend zu kurz, denn nacher bei einer Wurfübung, als ich meinen Partner auf mich lud und dabei auf dem linken Bein stand, verdrehte ich mich und lag winselnd am Boden. Die Kreuzbänder wurden in einer Klinik 4 Stunden operiert. 6 Wochen Gips. 6 Monate kein Sport, außer Muskelübungen. Und nach 1 einem Jahr merkte ich höchstens noch starke Wetterumsprünge. Dann machte ich 2 Jahre Fachoberschule, und sollte zum Bund. Nach der ersten Musterung schickte man mich zu einem Knochspeziallist in Düren. Dieser meinte, das ich bestimmt ausgemustert würde, weil die Kreuzbänder nicht richtig heile seien. Anderreseits hätte diese Schädigung garkeinen Einfluß auf meine sportlichen Aktivitäten, weil man das nämlich locker mit Muskeln ausgleichen könne. Da ich ja sowieso gerne und viel Radfahre, konnte ich ihm da nur zustimmen. Solange ich den Muskel am kaputten Knie anspannte, war alles OK, aber ansonsten fühlte sich die ganze Sache ziemlich locker an. Bei der 2.Musterung bekam ich dann Tauglichkeit 3 oder 2, hab keine Ahnung mehr was es genau war, interseiert mich auch nicht. Aber ich mußte ganz schön lachen als ich nach der Untersuchung in einen Raum reinkam, um mein Urteil zu hören: 3 Leute, 3 Tische, der Tisch in der Mitte etwas von den anderen nach vorne abgesetzt, da saß der Obermacker, an einem der beiden anderen Tische der leithabende Arzt, ALLE in Uniform. Und nun kommst, hinten an der Wand, halb so groß wie die Wand: EINE DEUTSCHLAND FAHNE ....... Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie überraus komisch und lustig ich das fand, eine Flagge und davor 3 düstere Gestalten in Uniform ! Ich dachte voll, das wäre ne Verarschung, 11.11, Karnevallszitzung und so weiter, die grüßten sogar total bekloppt he he he he he he he .... Und am 1.Oktober wurde ich dann eingezogen. Den halben Tag Zugfahren, bis nach Pinneberg, das lag bei Bremen oder Hamburg, weiß nicht mehr wo es war. Am Abend kommt man an und bevor man was zu futtern abbekommt, muß man -Anstehen für Stubenzuweisung -Anstehen zur Ausgabe von Kleinigkeiten: Handtücher, Schlafanzüge, Bettzeug, Schloß für Spint, usw (Natürlich bekommt man nicht alle Sachen aufeinmal, sondern jedesmal anstellen.) -Dumme Fragen beantworte: Wie sprechen sie eine Programmiersprache (wie hirnrissig, mit Handbuch kann ich absolut JEDE Ptogrammiersprache lernen, wie soll ich da mit Ja oder Nein antworten!?!) Wenn Ja, welche? (Ist ja noch hirnrissiger, auf Dosen will nämlich garnicht Programmieren, das ist doch was für Hirngeschädigte, 64K Segmente, lachhaft, die sollten nicht ständig Rechner mit Computer verwechseln!?!?) Und nebenbei bekommt man noch einen schmierigen Wisch in die Finger, wo man schonwieder Adresse, Religion und sowas ausfüllen muß, kein Wunder das die Programmierer suchen, die habe schließlich alles im Großrechner, aber keiner scheint auf die Idee zu kommen für solche Fälle das Ding anzuzapfen. (Ich helfen denen bestimmt nicht dabei) Jedenfalls sollte man diesen Wisch in all dem Durcheinander ausfüllen, aber beeilen, sonst kommt man zu spät zum Abendessen. Für den ganzen Scheiß (incl. Bettmachen, Schrank einräumen) bekommt man nur 30 min !?!?!? Da bin ich schon voll ausgerastet. Den Wisch kann ich jedenfalls selbst nicht mehr lesen, schon allein die ganzen Abkürzungen, die ich aus zeitgründen gemacht habe (k wie katholisch, D wie deutsch, DN wie Düren usw), zusätzlich verschärft durch meine fieseste, kaotischste Handschrift, so , denen habe ich es aber gegeben, aber anscheinend hat sich eh keiner meinen Wisch angekuckt, bin nämlich nie mehr danach gefragt worden. Nachher wird jeder der Umlaute im Namen hat gefragt, wie er wirklich geschrieben wird. WARUM BENUTZT DER BUND AMERIKANISCHE SOFTWARE !?!?!?!? Das ist ja wohl zum Mäusemelken, sooft wie jeder seinen Namen nun angeben mußte, können die Zuständigen wohl unsere Namen auswendig. Außerdem drängelte man mich dauernt zum Friseur, man drohte mir, innerhalb der nächsten 3 Wochen, ein Zwangszuschnitt an, der Friseur hier in der Kaserne sei aber recht gut. Als ich nach der Woche zuhause war, waren meine Haare schon aus Trotz noch viel länger geworden, he he he Früh um 22:00 Uhr ins Bett, das war der Montag. Am Dienstag ging es um 6 Uhr raus, Frühstücken, kurz Unterricht, natürlich wird zwischen den einzelnen Gebäuden maschiert! Also schon wieder nur auf den Beinen. Der Rest des Tages wurden schonwieder alle ärtzlich auf Tauglichkeit untersucht. Zuerst auf einen Streifen pinkeln, WAS, ich war doch gerade erst vor dem Frühstück auf dem Klo, und ich bin KEIN Kaffe-trinker, nach 13min über dem Pinkelbecken habe ich es aufgegeben und mußte der Schwester versprechen später irgentwann mal draufzupieseln, aber wann, daß konnte sie mir auch nicht sagen. Ich habe mich also nie wieder blicken lassen, he he he Dann ging es rüber zum Sanitäsgebäude, in ganz vielen Zimmern rein, vor jedem Zimmer warten bis man dran ist !?!? Gehöhrtest, Schnidelanfaßtest, usw. Unteranderem auch ein Orthopäde, meine große Chance, ich verlaberte ihn, das ich ja eigentlich garnicht hier hin gehöre, wegen dem Knie, usw. Seine Antwort: (frei in meinen Worten wiedergegeben) Nix da, man sieht ihnen deutlich an, wie sportlich sie sind, also haben sie auch zu dienen, und ihre Pflichten als guter Bürger nachzugehen, indem Sie Ihr Vaterland verteidigen. Aber trotzdem gebe ich Ihnen einen Termin in unserem großen Sanitätslager, zu einem Knochen-Spezialist, damit sie eventuell von manchen Märschen usw. ausgeschlossen werden. Oje dachte ich nur, ich bin erkannt, Scheiße. Andere Eingezogene waren wirklich krank/kaput. Ich und noch zwei Andere hatten aber als einzigste am anderen Tag den Arzttermin in der Stadt! Bei der Untersuchung hat der Arzt ein bischen an meinem Oberschenkel gewackelt, ein paar Fragen gestellt, und nur gesagt: ja ja. Dann einen Wich ausgekritzelt und mich damit zurück nach Pinneberg geschickt. Die andern beiden mußten beim Bund bleiben (obwohl die eigentlich schlecht aussahen), mir sagte man: Sie verlassen uns wieder. Man versuchte mir das mit viel Verständniss und Bedaurn beizubringen, weil ich ja nun nicht mehr dienen dürfte. Aber dem Arzt, der mir das beibrachte, fiel sozusagen ein Stein vom Herzen, als er von mir erfuhr, daß ich leiber das Jahr zu Hause vorm Computer (nicht Rechner!?!) verbringen wolle, als dem scheiß Vaterland zu dienen. (Applaus) Als Vorwand, daß ich noch den Rest der Woche in der Kaserne bleibe, dauerte die Vorbereitung (Schriftlicher Kram, Soltabrechnung, Fahrkartenausstellung, Entlaßpapiere usw) noch 3 Tage. Das war bestimmt die Rache für den so schlecht ausgefüllten Wisch. Aber immerhin bin ich als erster am Freitag aus der Kaserne gekommen (Auf nimmer Wiedersehen), he he he he. Jetzt weiß ich nur nicht, was ich antworten soll (z.B. bei Vorstellungsgesprächen) auf: "Haben Sie gediehnt?" -Ja, etwas -Weniger -Nicht direkt -Klar, sogar ne ganze Woche (5 Tage) -Ja -Nein -Ja, leider -Nein, schade -Ich sage nix ohne meinen Anwalt -Ich habe Vertrag, Urkunde, Zeugnis, Entlaßpapiere, Gehaltsabrechnung, usw. also war ich wohl da. gez. Pitchfork 1990